222 Log
Interview Maggie Nicols
London
Abstract
Interview Maggie Nicols.pdf
222 Log
Interview Maggie Nicols
London
Abstract
Interview Maggie Nicols.pdf
222 Log
Interview zu Lily Greenham
London
Abstract
Interview zu Lily Greenham.pdf
224 Log 250324
250310 Froschaugasse
Tobias Gerber zu www.thevoiceandthemachine.com
was wird gemacht und warum?
Einladung einzelne Einträge zu lesen
Überraschungspotential
Leerstellen
– das Thema von www.thevoiceandthemachine.com verliert sich
– unterminiert, aus was sie sich bezieht
– Bezug zu Aufschfreibesysteme ist zuwenig präsent
– weitereVerweisebene, die die Anbindung an das Thema stärkt?
– gut ist es ist keine Hypertextorgie
– unterschiedliche Materialien
– lose Enden
die Plattform als Materialsammlung
– diesen Aspekt durch Einträge im Sinne eines Kommentars im zeitlichen Abstand verdeutlichen
– Logs im Lauf der Zeit kommentieren
– im Sinne der Überarbeitung, des Weiterarbeitens
– mit der Frage, welche persönliche Bedeutung die Einträge haben
– kommentieren, aber nicht verlinken, weil Links von der Seite wegführen
Performances im Rahmen des Forschungsprojekts
– das kommt nur nach und nach zu Tage
– das sollte hervorgehoben werden
Profil
– es wäre hilfreich das Profil der Verfasserin studieren zu können
– zB die eigene www.doch.ch
– braucht einen prominenteren Platz
– die Methodik wird begreiflicher, wenn man versteht, wer so vorgeht
– persönliche Vorgehnsweise zB die Fotos von den Forschungsorten /Performances als Teil des Forschungsprojekts würden sich besser erschliessen, denn dort wuchert es
– zB Audioscoring der Ultra-Lettristen, das fehlt, unbedingt uploaden, das ist es, das ist die Forschung
Übersicht / Überblick
– keine endlos lange Texte
– gut
Rahmen/Führung
Einführung und Kurztexte müssen ineinandergreifen, bzw übereinstimmen
zB sind es nun musiktheoretische Reflexionen oder Konstellationen?
Fotos, welchen Status beanspruchen sie?
einerseits wuchernd, andererseits öffnen sie den Raum, als frei flottierendes Element toll
Korr
zB Log 012: sind das Zitate? es muss nicht proper sein.
Aber wenn jemand das Material brauchen will, dann halt doch:
was ist paraphrasiert, was ist abgeschrieben?
Leere Stimme in der Einführung und Kurztext zu Kapitel stimmen nicht überein
Bezüge müssen geschlossen sein, ineinandergreifen.
zB Log 174 Eichenberger, was ist mit 2021:51 gemeint
Bibliographie fehlt zum Schluss der Eintragung oder in der Spalte
markieren der Arbeiten die fertiggestellt sind
223 Log 250315 Forschungsfenster V
Einladung
Forschungsfenster Dorothea Schürch | SO 30.3.25 | 18 Uhr | VIA Basel
DOROTHEA SCHÜRCH
FORSCHUNGSFENSTER «SCORE-DENKEN»
Sonntag, 30.3.2025 um 18 Uhr
VIA Studio
Amerbachstrasse 55a, 4057 Basel
Google Maps
I. Score-Denken: Notationen, schreiben, aufschreiben, zuschreiben, überschreiben, anschreiben – eine Auswahl aus den Logbüchern
II. Präsentation der Datenbank: www.thevoiceandthemachine.com
III. Kommentieren als Performance:
nach Elke Erb: Es setzt auf mich 2004
Was mit einem ersten Forschungsfenster im Kasko Basel 2016 begonnen hat, findet nun im VIA Studio seine Fortsetzung.
Wir freuen uns auf euch!
Chris Regn und Andrea Saemann
Dorothea Schürch, Aus dem was sich so zuträgt I, Foto © Cornelia Cottiati
〈ort〉 Emmenbrücke, April 24
Dorothea Schürch macht nach den Forschungsfenstern «Leere Stimmen», «L’Anticoncept», «Membran» und «Wunderblöcke» unter dem Titel «Score-Denken» ihre Arbeit in Archiven und mit dem eigenen Archiv zum Thema: das Schreiben und Weiterschreiben ihrer Logbücher Forschungstagebücher), die mittlerweile in einer Online Datenbank gefasst wurden und zugänglich sind. Mit dem Titel Score-Denken bezieht sich Dorothea Schürch auf einen Workshop, den die IGNM gemeinsam mit OOR Salon und Irene Revell im März 2025 im Kunstraum Walcheturm Zürich durchgeführt hat. Mit dem Score-Denken erscheinen die herkömmlichen Aufzeichnungssysteme wie Notation und Recording in neuem Licht.
Erster Teil
Einführung
Präsentation der Scores
Cathy Berberian: Stripsody
Luciano Berio: Sequenza III
Earl Brown: Folio
John Cage: Song Book
Hans-Joachim Hespos:
Pauline Oliveros: Deep Listening
Joko Ono: Grapefruit
Tona Scherchen: Träne
Präsentation der Datenbank
Logbuch-Auswahl
Stichwort SCORE DENKEN
219 Log 250221 Score-Denken
172 Log 240712 Saemann meets Schneemann_Jäger: ‚Aura’ und
141 Log 231001 Grüny: Scores zwischen Aufbruch und Normalisierung
129 Log 230912 Krämer_Aspekte einer philosophischen Theorie der Schrift
129 Log 230912 Assmann Schrift_Gedächtnis_Musik
081 Log 230220 Saidiya Hartman_Critical Fabulation_different bodies
ORD, alle können alles runterladen und verwenden
Alle Quellen überprüfen
Zusammenfassung der Eintragungen
129 Log 230912
Assmann Schrift_Gedächtnis_Musik
Jan und Aleida Assmann
Kulturelles Gedächtnis
→ Paradigmawechsel in den Kulturwissenschaften
zum kulturellen Gedächtnis gehören die in «teilweise jahrtausendelanger Wiederholung gehärteten» Texte, Bilder und Riten
Jan Assmann (1938–2024)
Kultur- und Religionswissenschaftler, Ägyptologe
Schrift-Gedächtnis-Musik, 2020
Fokus: Begriff der funktionalen Schriften:
– Sprachzeichen als mnemotechnische Zeichen
– Eigennamen, Sach- und Zahlenwerte
– Besitz und Abgabeverhältnisse
– Schrift dient der Buchhaltung
– politische Repräsentation, Grabkultur, Kult (Assmann, 2020:54)
– Gültigkeit über die Todesgrenze hinaus (Assmann, 2020:55)
– Rezitation im Rahmen des Kults: die Toten werden unsterbliche Mitglieder der Götterwelt
129 Log 230912
Krämer_Aspekte einer philosophischen Theorie der Schrift
Sybille Krämer
Zu einigen Aspekten einer philosophischen Theorie der Schrift
Das was Schrift ist und leisten kann in 4 Geschichtspunkte geordnet
– Räumlichkeit
– das Graphische (Graphismus)
– das operative Potential
– Affinität von Schrift und Maschine (Komputer)
Fokus: Räumlichkeit
Worin liegt die Attraktivität der Schrift, der artifiziellen Flächigkeit?
Es geht um Schriftkonfigurationen.
141 Log 231001
Grüny: Scores zwischen Aufbruch und Normalisierung
Christian Grüny:
Scores zwischen Aufbruch und Normalisierung
Fokus:
sprachbasierte Notationen, die von Karkoschka, nur stiefmütterlich behandelt werden. Es geht um die Partitur, als Instanz der präzisen Fixierung der Vielstimmingkeit.
künstlerische Präskriptionen / Scores bezieht
La Monte Young
Composition 1960 #7
to be held for a long time
Yoko Ono (Grapefruit)
Voice Piece for Soprano
scream
‹against the wind›
‹against the wall›
‹against the sky›
219 Log 250221 Score-Denken
Score Denken
Workshop «Diffraction Works – Score Workings»
by OOR Saloon in collaboration with Irene Revell
Sunday 2.3.2025 at Walcheturm Zürich
Fotos und Kommentar
Zweiter Teil
Performance
Aus dem was sich so zuträgt IV
nach Elke Erb
219 Log 250221 Score-Denken
Workshop «Diffraction Works – Score Workings»
by OOR Saloon in collaboration with Irene Revell
Sunday 2.3.2025 at Walcheturm Zürich
«Diffraction Works – Score Workings»
Ausschreibungstext:
The event focuses on cosmologies of non-separability, attentive and situated listening, joint improvisation, reading and discussion. The format thinks itself diffractive with and through the scores as relational propositions for embodied political negotiations, as temporally non-linear possibilities of gathering otherwise.
Irene Revell
Her recent focus has been on the curatorial challenges posed by text instruction scores and related live ephemera, developing the workshop as a curatorial format amidst the wider notion of the embodied curator. She is interested in the development of such curatorial formats that may be iterative, extra-institutional, and of modest scale in terms of labour and other resources, she continues to research the use of text instruction in contemporary practices.
(zit n. Royal College of Art: Irene Revell und OOR Workshop)
weiterführende Links:
Her Noise Archive
Preemtive Listening
Alison Knowles und Annea Lockwood:
Score-Magazin-Projekt «Womens Work» (1975-8)
In 2019 with Primary Information Irene Revell republished Womens Work (eds. Alison Knowles & Annea Lockwood, 1975-8)
Irene Revell und Sarah Shin: Bodies of Sound: Becoming a Feminist Ear (Silver Press, 2024)
250303
Zusammenfassung und weiterführende Kommentare
situatives Hören ←→ analytisches Hören
Vgl. Recorder (Oliveros)
das Mikrophon (die Aufzeichnung) fokussiert nicht
während unser Hören störende Geräusche ausblendet (zB Flugzeuggeräusche)
weghören/wegschneiden/filtern
Musik
Diffraction: es geht nicht um Musik, sondern um geteilte Aufmerksamkeit für WINZIGE Momente
Partitur reduziert auf das Wesentliche
Video/Tape zeichnen ALLES auf
Fokus – stellt sich nachträglich, was ist wichtig?
der Score wird vorgetragen
um den Score auszuführen wird der Score vorgelesen
der Score, ungleich einer Partitur, kann nicht gleichzeitig gelesen und aufgeführt werden
der Score wird vorgetragen
wie spricht man zu 40 Leuten?
Versammlung vor dem Walcheturm unter der grossen Platane
in einem Kreis stehen
geschlossene Augen
eine Predigerin, die keine sein will und die sich unverhofft in dieser Rolle findet
liest vor
ausgestellt sein
Besucher/Zuhörer
Versch. Besuchende (IGNMVorsitzender(?), Mitveranstalter IGNM, Kurator Walcheturm)
Zuschauen/Besuch/Public werden ignoriert
eigentlich gibt es kein «aussen», es wird nichts geprobt, es sind keine Proben, weil es auch keine Aufführung gibt.
Bzw. keine Aufführung für ein Publ.
es geht ums Machen
merkwürdig unangenehm der Besuch
wird ignoriert
ansonsten wurde alles bedacht: auch eine Ruhezone
Unbeteiligter EH sitzt auf einem Stuhl
Was-ist-los?
der Score wird ausgesprochen leise vorgelesen, suggestiv, zart, empathisch
demonstrativ fein?
Müssten Scores auswendig gelernt werden, damit sie umgesetzt werden können?
Was ist mit den Zeitangaben?
nirgends eine Uhr
1 Minute, 2 Minuten, nur approximativ oder nicht?
auch drinnen sind die Score-Stimmen leise und weich
einschläfernd
Score
…einen Gegenstand in der Nähe in die Hand nehmen
seine Textur, sein Gewicht – was jetzt?
Textur oder Gewicht?
auch vor dem Walcheturm:
sich verbinden mit Tieren, Gräsern, Himmel
mit allen was (nicht?) da ist
oder liebhaben oder nicht lieb
sich verbinden – unverbindlich.
Warum nicht mit den Würmern?
Was kreucht und fleucht unter den Füssen
Vor lauter Auswahl keine Bestimmung, keine Ausrichtung
offen lassen zu offen lassend
im Sternzeichen der Ambivalenz
des Niemanden-mit-einem- Vorschlag einschränken
Space oder Raum oder Möbelierung
Die Räume bequem eingerichtet
eine Ecke um zu chillen, um sich zurückzuziehen
diese Vorsicht kippt zu einem Anzeichen könnte etwas hereinbrechen
Unwohlsein, Überforderung, ein langer Tag
wohlbedacht vieles vorwegnehmen und damit aber auch anwesend machen
Schluss
…dass alle vorbehaltslos mitgemacht hätten
da wäre keine Zurückhaltung spürbar gewesen, wie sonst oft
dass jemand, oft, öfters einzelne…hier, nein
well, es sind viele Leute und die einzelne Zurückhaltung zurückhaltend..
Fachjargon
Kein Fachjargon: decrescendo, pitch, was ist ein pitch?, ein Sound, Ton, Intervall, Puls, Rhythmus, keine musikspezifischen Begriffe herbeiziehen, um eine Partitur zu erklären. S’wird zwangsläufig langfädig, weil alles muss umschrieben werden. «Ich spiele nicht Klavier» they sitzen und drücken die Tasten. Nicht nur spielt they nicht Klavier (und tut es doch), they hört auch nicht was they spielen, damit beschäftigt die Töne zu drücken.
Es soll vermieden werden, dass jemand eine Erklärung braucht: was ist ein decrescendo? Anstatt einzuladen, dass die Leute hörend verstehen, was gemeint ist.
Scoring
Scoring ist allen zugänglich, keine Vorkenntnisse
im Workshop nennen sich die Vortragenden/facilitator
das hingehend ein Begriff der meine Alarmglocken läuten lässt.
Wie auch immer.
Lesend sind die Scores schwellenlos zugänglich
in der Aufführung gibt es doch wieder Dirigat, Zeigen und Zeichen und einige wenige die sich richtig freuen draufzuhauen.
178 Log 240819 Cobbing_Marvo Movie Natter
Bob Cobbings Nachlass in der British Library
Legacy
In 2005, the British Library acquired The Papers of Bob Cobbing consisting of personal material, correspondence, his works, and papers relating to Writers Forum, to the Association of Little Presses (ALP), and to the New River Project.
Good afternoon
I am looking for the estate of the poet Bob Cobbing 1920-2002. As far as I know, the estate is archived in the British Library. I am particularly interested in his work in the recording studio. Could you tell me about the whereabouts of the Bob Cobbing Papers and how to access them. I work as a research assistant at the Bern Academy of the Arts in Switzerland and will be travelling to London in the autumn. Thank you very much for your information.
240829
Hello
I would like to know how I can get access to Bob Cobbing’s estate. I am a post-doctoral fellow at the Bern Academy of the Arts, Switzerland and will be doing a research visit to London in October.
I have already tried to get in touch with you, but unfortunately I haven’t heard from you yet.
Yours sincerely
Dr Dorothea Schürch, Bern Academy of the Arts, Switzerland
Cobbing/Kerouac
by Al Filreis
Recently I released an episode of PoemTalk in which Clark Coolidge — who has long advocated that Jack Kerouac be taken seriously as an experimental poet, indeed a sound poet — and others joined me to discuss a few sections of Kerouac’s Old Angel Midnight. I usually try to understand general responses to new PoemTalk episodes. For this one I was especially keen. How is Kerouac viewed within the poetry community? Doubtfully, I would think. And how would fans of Kerouac’s guys-driving-fast-down-the-American-highway fictions and his quasi-Buddhistic-withdrawal-from-modern-life fictions respond to poets wanting to claim him as really much preferring babble flow and experiments in language-as-perception? Somewhat surprisingly, the response has been positive from the various PoemTalk constituencies, such as they can be discerned.
Several people wrote to tell me about their first encounters with Old Angel Midnight. Most were already aware of Coolidge’s longtime advocacy. Gilbert Adair wrote to tell me that his copy of the work was published — in a pirated edition — in 1985 by Bob Cobbing’s Midnight Press. Indeed, Midnight Press was named for the occasion. And it happened that Clark Coolidge was in England at the time of the publication; Adair and Cobbing and others invited Coolidge to the launch of the Kerouac book, and he read selections from it. (I wish someone had recorded that.)
I would like to know the details of Cobbing’s interest in Kerouac. Of course it has to do with the sound Cobbing heard in the writing. In Cultural Revolution? The Challenge of the Arts in the 1960s (eds. Bart Moore-Gilbert and John Seed), we learn that “even … the Jack Kerouac of Old Angel Midnight [was] a particular influence on Cobbing.” And Cobbing’s “The Jack Poem” seems at least in part about the kineticism of Kerouac’s word-noise. And here is Cobbing’s response to a question posed by W. Mark Sutherland in 2001:
WMS: Were you unfamiliar with the work of the 20th century avant-garde, Italian and Russian Futurist and Dada sound poets?
BOB: I knew nothing about all that and it was to my advantage in a way, starting completely on my own. It wasn’t until years later that I came across what other people were doing. I remember going to the ICA once and they had a performance by Bernard Heidsieck. I remember Heidsieck and Chopin but that was at the time I was working with Anna Lockwood. I certainly learned a great deal from what Heidsieck, Chopin and especially, Francois Dufrene, were doing and of course through my own reading. I was reading things like Jack Kerouac’s Old Angel Midnight, Beckett, Joyce and Gertrude Stein. A lot of inspiration came from that sort of reading and stimulated my interest in sound.
Stephen Willey’s dissertation on Cobbing refers to Cobbing’s use of Old Angel Midnight for Marvo Movie Natter (1968):
In a note that Cobbing sent to Henri Chopin on 9 November 2000 (on the invitation of Nicholas Zurbrugg, who was compiling an anthology of OU magazine) he describes his memories of the way that Marvo Movie Natter (1968) was made: ‘We each chose a passage to read, from Jack Kerouac’s Old Angel Midnight, from the daily newspaper, from a scientific article, and read simultaneously — words tending towards abstract sound.’ For the recording, these sources were read by three different speakers: Annea Lockwood, Cobbing and Jeff Keen (CD track 3). The whispered words are almost completely unintelligible, because all three whisper simultaneously and so obstruct what one another say. While words form the basis for the sounds that we hear, the predominant aural effect is of the whisper. The whisper is used in many cultures to signal secrecy and confidentiality; but in Marvo Movie Natter we cannot hear what the speakers whisper and so we are denied their intimacy.
177 Log 240819 Estate Bob Cobbing
Poetry Foundation
61 West Superior Street, Chicago, IL 60654
The Papers of Bob Cobbing at the British Library
Bob Cobbing (Wikipedia)
Recordings
Revue OU 34-35
Track 3.04
Bob Cobbing
Marvo Movie Natter [4:10]
Voice – A. Lockwood , Cobbing , Jeff Keen
Track 3.05
Bob Cobbing
Spontaneous Appealinair Vontemprate Apollinaire [3:09]
Voice – Cobbing , F. Dufrêne
The Spoken Word: Early Recordings 1965-1973
UBU
Bob Cobbing & Lawrence Casserley «15 Shakespeare – Kaku», 1975 (8:55)
Lawrence Casserley comments: «15 Shakespeare Kaku was, in fact, a collaboration between Bob and myself, which began our long working relationship. Bob made the original vocal sounds; then I processed them and added electronic sounds to make the complete piece, which was first heard at an International Poetry Festival in Earls Court in 1973. The piece was made in the London studios of Goldsmiths College and Synthesizer Music Services during 1972 and 73.»
Bob Cobbings Nachlass in der British Library
Legacy
In 2005, the British Library acquired The Papers of Bob Cobbing consisting of personal material, correspondence, his works, and papers relating to Writers Forum, to the Association of Little Presses (ALP), and to the New River Project.
176 Log 240729 Reise UK
Separate Logbücher zu
Trévor Wishart, York
Lily Greenham
Bob Cobbing
BBC Written Archives Centre in Reading
Daphne Oram Archiv Goldsmith University in London
The Daphne Oram Collection is sited in the Special Collections & Archives, Goldsmiths, University of London E14 6NW.
Access is by appointment only.
Search the recordings available in the collection
Book a visit the Special Collections & Archives, Goldsmiths Library, University of London
„…Daphne Oram über praktische Erfahrung mit elektroakustischer Komposition. Zwar hatte sie eine technische Ausbildung an der BBC absolviert, besass jedoch auch einen musikalischen Hintergrund: Als Jugendliche hatte sie Klavier gespielt, sich aber für eine technische statt musikalische Ausbildung entschieden. Neben ihrer Anstellung an der BBC war sie als Komponistin tätig: Ende der 1940er-Jahre experimentierte sie laut eigener Berichte im privaten Rahmen mit dem Tonbandgerät. 1949 komponierte sie ein Stück für zwei Orchester, fünf Mikrophone und manipulierte Aufnahmen und reichte dieses 1950 bei der Musikabteilung der BBC ein – jedoch ohne Erfolg“
Vgl. Oram, Daphne: „Daphne Oram 3. January 1983 – Daphne Oram’s BBC career as it relates to…“, 3.1.1983, Daphne Oram Collection, Goldsmith University London ORAM3/5 – The Radiophonic Workshop – The first 25 years, 1982-1983, S. 1. (Eichenberger 2021:51)
240810
«Europe has produced sound poets in the persons of Greta Monach (Netherlands) and Katalin Ladik (Hungary), who released an EP of her work, «Phonopoetica», in 1976. In England, Paula Claire has been working with improvisational sound since the 1960s. Lily Greenham, born in Vienna in 1924 and later based in Denmark, Paris and London, developed a so-called neo-semantic approach during the 1970s. She coined the term ‹Lingual Music› to describe her electroacoustic experiments with tape recordings of her voice. During the 1950s she became involved with the Wiener Gruppe (Vienna Group) and was an accomplished performer of sound & concrete poetry by many artists such as Alain Arias-Misson, Bob Cobbing, Gerhard Rühm, and Ernst Jandl. This was due in part to her training as an operatic singer and the fact that she was fluent in eight languages. Lingual Music, a double CD collection of her work, was released posthumously in 2007 by Paradigm Discs in the UK. Her archive is now held at Goldsmiths, University of London.» (Zit n. Sound Poetry)
Sound Poetry UK
A wide-ranging survey of British sound poets and artists from the 1960s to the present, featuring Bob Cobbing, Neil Mills, Liliy Greenham, Chirstopher Logue, Ann Laplantine, and more.
Delia Derbyshire
Archiv von Delia Derbyshire an der John Rylands Research Instutut and Library in Manchester
Katalin Ladik (born Újvidék, 25 October 1942) is a Hungarian poet, performance artist and actress. She was born in Újvidék, Kingdom of Hungary (today Novi Sad, Serbia), and in the last 20 years she has lived and worked alternately in Novi Sad, in Budapest, Hungary and on the island of Hvar, Croatia. Parallel to her written poems she also creates sound poems and visual poems, performance art, writes and performs experimental music and audio plays. She is also a performer and an experimental artist (happenings, mail art, experimental theatrical plays). She explores language through visual and vocal expressions, as well as movement and gestures. Her work includes collages, photography, records, performances and happenings in both urban and natural environments.
Katalin Ladic (facebook)
Poetry Foundation: The Women and the Avant-Garde (part 2)
175 Logbuch 240728 ChatGPT
ChatGPT über ChatGPT
Die Abkürzung GPT steht für «Generative Pre-trained Transformer». Dies ist eine spezielle Art von künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernmodell, das von OpenAI entwickelt wurde. Die Hauptbestandteile sind:
– **Generative**: Das Modell kann Text generieren. Es wird verwendet, um Sätze, Absätze oder sogar ganze Artikel zu schreiben, indem es den Kontext und die Eingaben des Benutzers versteht.
– **Pre-trained**: Das Modell wird zunächst auf einer großen Menge an Textdaten vortrainiert. Dadurch lernt es allgemeine Sprachmuster und Kenntnisse, bevor es spezifische Aufgaben bewältigen muss.
– **Transformer**: Dies bezieht sich auf die zugrunde liegende Architektur des Modells. Transformer-Modelle sind besonders gut darin, den Kontext in Textdaten zu verstehen, was sie effizienter und genauer bei der Verarbeitung von Sprache macht.
Zusammen ergeben diese Komponenten ein leistungsfähiges Werkzeug für die Verarbeitung und Generierung natürlicher Sprache.
174 Log 240724 Tatiana Eichenberger:
Experimentelle Klanglabore des Rundfunks
Tatiana Eichenberger: Experimentelle Klanglabore des Rundfunks.Elektronische Studios der 1950er-Jahre und die Transformation der auditiven Künste ins elektronische Zeitalter, Dissertation 2021
Die vier Gründungsstudios sind Paris, Köln, Mailand, London als vollständig neuartige und eigenständige Institutionen innerhalb der Rundfunkanstalten.
Zwar wurde die Aufnahmetechnik bereits um die vorletzte Jahrhundertwende entwickelt, die Klangmontage mit dem Magnettonband war aber erst ab den 2905er Jahren «voll einsatzfähig», so Eichenberger. „Dieser technische Fortschritt ermöglichte eine bisher nicht gekannte Kontrolle im Umgang mit dem auf einem Tonträger gespeicherten Klangmaterial und somit die Entfaltung der elektroakustischen Künste. Diese Untersuchung nimmt die Möglichkeiten des ästhetischen Experiments unter Bedingungen technischer Medienanordnungen in den elektronischen Studios in den Blick. Sie befragt das Spannungsverhältnis zwischen dem Einsatz technischer Mittel beim Produktionsprozess und den theoretischen sowie ästhetischen Konzepten. Inwieweit und wie fand eine gegenseitige Beeinflussung des experimentellen Umgangs mit den elektroakustischen Mitteln des Rundfunks und der Entwicklung neuer ästhetischer Konzepte und Theorien statt?» (Eichenberger 2021:7) Produktionsprozesse, Aufgabenteilung, Ausbildung, Arbeitsprofile wurden nach und nach entwickelt, die Studios glichen eher Klang-Laboren. Mit den neuen Instrumenten «Musik», sprich radiophone Werke zu komponieren, glich der Durchführung eines Experiments. Die elektroakustische Klanggestaltung umfasst: «Speicherung, Verfügbarkeit, synthetische Herstellung, Gestaltbarkeit sowie Übertragbarkeit der Klänge […] Im Gegensatz dazu beruht die traditionelle Instrumental- und Vokalmusik, also die mechanische Klangproduktion, auf der Übersetzung und Interpretation von Symbolen und der daraus resultierenden Klangproduktion mit Stimme oder Musikinstrumenten. Dadurch ist ein musikalisches Ereignis ohne die Verwendung von elektroakustischen Medien jeweils an die Präsenz von Menschen gebunden, die das Instrumentalspiel oder Singen beherrschen, wodurch es einen audio-visuellen respektive audio-performativen Charakter besitzt.“ (Eichenberger 2021:8f.)
Was sich durch die Aufnahmetechnik grundlegend verändert: dass anstelle der Imitation der Klangerzeugung und letztlich der Produktion von «Original-Klang», die Imitation der Rezeption und die Reproduktion des Klanges tritt. Für Jonathan Sterne steht die Funktion des Tympanons im Zentrum (Sterne 2003:S.33-35).
Klangübertragung (Umwandlung der Schallwellen in elektrische Signale), also auch Telephonie und Klangspeicherung sind eng verbunden. Klangübertragung ist Kabel gebunden oder drahtlos beim Funk. Mit der Transformation von akustischen Signalen zu elektrischen Signalen ist auch der Umkehrprozess ermöglicht: die elektrische Klanggenerierung mit ihrer enormen Klangpalette. Die Möglichkeit die Klänge zu übertragen, verändert das Verhältnis von Klang und Körper(Quelle) und damit die Grundvoraussetzung für die «Entfaltung von rein auditiven Künsten geschaffen“ (Eichenberger 2021:11)
Kommentar
die rein(!) auditiven Künste kommen nicht ohne «Körper» aus. Die technischen Körper (Lautsprecher, Headphones) fallen nur solange sie tadellos/fehlerlos funktionieren aus der Rezeption (vgl. Epping-Jäger zur medialen Inszenierung der Nazi-Aufmärsche)
Roland Wittje: The Age of Electroacoustics
Erster Weltkieg bringt einen technologischen Schub: Hören oder Messen? Um zwischen (Kriegs)Geräusch und Störung unterscheiden zu können, werden Messgeräte eingesetzt – Akustik wird zum Teil des „grosstecbnischen Systems der Kriegsführung“, (Wittje bezieht sich hier auf das Konzept der «grosstechnischen Systeme» von Thomas P. Hughes. Vgl. Wittje, Roland: The Age of Electroacoustics. Transforming Science and Sound (=Transformations. Studies in the History of Science and Technology), Cambridge, MA: The MIT Press 2016, S. 7.)
Dieser Entwicklung während des ersten Weltkriegs folgten in den 20er Jahren die Massenmedien: Telephonie, Rundfunk, Tonfilm. Dazu gehört auch das Magnettonband, das 1878 von Oberlin Smith bereits als Erweiterung von Edison Erfindung entworfen wurde, das aber erst 1935 technisch ausgereift war und präsentiert werden konnte (AEG), und das während des zweiten Weltkriegs stetig verbessert wurde (Vormagnetisierung 1940 Walter Weber und Joachim von Braunmühl) (Eichenberger 2021: S.14) Es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen diesem technischen Knowhow und den elektronischen Studios der Nachkriegszeit: Abraham André Moles in Paris, Werner Meyer-Eppler in Köln, Pierre Schaeffer in Paris.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde das Magnettonband als ehem. Kriegsgerät alltagstauglich und die Klangmontage Teil der aufkommenden elektroakustischen Klanggestaltung. Es gab bis dahin nur das Nadeltonverfahren der Schallplatte und das Lichttonverfahren des Tonfilms.
Vorteile des Magnettonbands: „verbesserte Rauschreduktion, beispiellose Wiedergabetreue durch erweiterten Frequenz- und Dynamikbereich, einzigartige Zugänglichkeit durch die sofortige Wiedergabe sowie Flexibilität beim Edieren“. (Eichenberger 2021:14)
„Die neue Art des Hörens, für die im Ersten Weltkrieg die Grundlagen geschaffen worden waren, nämlich nicht nach dem Unterschied zwischen musikalischen Klängen und Geräuschen, sondern nach der Vielfalt der Geräusche selbst zu hören, spiegelten sich in neuen ästhetischen Konzepten in den auditiven Künsten.“ (Eichenberger 2021:15)
John Cage schreibt bereits 1937:
«The present methods of writing music, principally those which employ harmony and its reference to particular steps in the field of sound, will be inadequate for the composer, who will be faced with the entire field of sound.» in John Cage: „The Future of Music. Credo“, in: Silence. Lectures and Writings, Cambridge, MA: MIT Press 1967, S. 3–7, S. 4.
Die Gründungen der elektronischen Studios fallen mit dem technischen Fortschritt des Magnettonbandgeräts zusammen und die «Unterscheidung zwischen musikalischen und nichtmusikalischen Klängen [war nicht länger] ausschlaggebend, sondern die mannigfaltige Facette der Geräusche, […] wissenschaftlich wie kognitiv zu erfassen» (Eichenberger 2021: S.18)
Weitere Studios:
Sony Corporation in Tokio (1951)
Philips Electric in Eindhoven (1956)
Siemens & Halske in München (1956/1960)
Bell Telephone Laboratories in New Jersey (1957), als privatwirtschaftlich gestützte Unternehmen, die Kompositionsaufträge vergeben (Residencies)
Chronologie
Groupe de Recherches de Musique Concrète am 21. November 1951
Studio für elektronische Musik am 26. März 1953
Studio di Fonologia Musicale am 8. Mai 1956
BBC Radiophonic Workshop am 14. April 1958.
Groupe de Recherches de Musique Concrète am 21. November 1951
1942 Studio d’Essai mit Pierre Schaeffer und Jacques Poullin
1948 Leitung von Jean Tardieu (Autor und Dramatiker, Vertreter des absurden Theaters): wird das Studio zum Club d’Essai
1948 5. Oktober: das Concert de bruits wurde auf der chaîne parisienne gesendet
1950 18. März Concert de bruits in der École normale de Paris
1951 Statuten der GRMC vom Direktor des RTF Wladimir Porché genehmigt
1958 Pierre Henri gründet sein eigenes Studio APSOME (Applications de procédés sonores de musique électroacoustique).
1958 Groupe de Recherches de Musique Concrète wird zur Groupe de Recherches Musicales
Nordwestdeutschen Rundfunk (NWDR, Köln
1951es geht darum Effekte für den Rundfunk zu produzieren
1951, 18. Oktober geht das musikalische Nachtprogramm „die Klangwelt der elektronischen Musik) über den Äther
Gründungmitglieder:
Robert Beyer: Musikwissenschaftler, Komponisten und Redakteur Robert Beyer und Herbert Eimert: Musikwissenschaftler, Komponisten und Redakteur, Fritz Enkel: Ingenieur, Werner Meyer-Eppler: Physiker und Phonetiker
1953 26. Mai offizielle Eröffnung
1958 Heinz Schütz verlässt das Studio für elektronische Musik in Köln, gründet sein eigenes Studio
Elektronischen Studios am Radiotelevisione Italiana (RAI)
1954 Projektantrag «Progetto per la costituzione di un ‹Centro Sperimentale di Ricerche Radiofoniche›» durch die Komponisten Bruno Maderna und Luciano Berio
1955 Mai/Juni offizielle Eröffnung
1959 Rücktritt von Luciano Berio als Leiter des Studio di Fonologia
BBC Radiophonic Workshop
1956 am 8. November 1956 unterbreitet der Malcolm Garrard (Organiser Studio Operations (O.S.O.)) dem Leiter der Abteilung Central Programme Operations Brian George der British Broadcasting Corporation (BBC) ein Vorschlag zur Gründung einer Radiophonic Effects Committee (REC).
1958, 14. April offizielle Aufnahme der Tätigkeit des BBC Radiophonic Workshops
1958 Daphne Oram kündigt beim BBC und gründet ihr privates Studio
240729
Umwälzungen / Transformationen: Strukturen der Studios müssen sich erst etablieren, sowohl im Studio (Studioprozesse, Arbeitsteilung, Methoden, die Standardisierung nimmt mit den Jahren zu (Eichenberger 2021: S.24)), wie im Rahmen der Institutionen, Verantwortlichkeiten, Finanzierung). Die Studios sind an einer Schnittstelle der versch. Abteilungen (Musik, Wort, Technik) angesiedelt.
Die elektronische Musik verbindet Musik- und Medienwissenschat: «die im Medienwandel veränderten musikalischen Prozesse und Phänomene» Vgl. Großmann, Rolf: „Die Materialität des Klangs und die Medienpraxis der Musikkultur. Ein verspäteter Gegenstand der Musikwissenschaft?“, in: Auditive Medienkulturen. Techniken des Hörens und Praktiken der Klanggestaltung, hrsg. v. Axel Volmar u. Jens Schröter, Bielefeld: transcript 2013, S. 61–77; S.61.
Vgl. stabilisierte und nicht-stabilisierte Technologien in: Akrich, Madeleine: „The De-Scription of Technical Objects“, in: Shaping Technology/Building Society. Studies in Sociotechnical Change, hrsg. v. Wiebe E. Bijker u. John Law (=Inside technology), Cambridge, MA: The MIT Press 1992, S. 205–224, S. 211.
Literatur zu den Studios
Lit. zur Geschichte des Pariser Studios
Lit. Studio für elektronische Musik in Köln
Lit. «Studio di Fonologia» wurde in den folgenden drei Publikationen gründlich aufgearbeitet, die ebenfalls zahlreiche Beiträge von den Zeitzeugen umfassen.
Lit. zur Geschichte des «BBC Radiophonic Workshop» wurden die folgenden zwei Monographien verfasst, wobei die Publikation von Curtis-Bramwell keine wissenschaftliche ist und über keine Quellennachweise verfügt.
Eichenberger besucht das BBC Written Archives Centre in Reading sowie im Daphne Oram Archiv der Goldsmith University in London
Weiterführende Literatur
Eichenberger betont, dass mit dem «experimentellen Klanglabor» neue Berufe, Geräte, Produktionsweisen, Praktiken, ästhetische und theoretische Konzepte entstanden. Um diese zu kontextualisieren zieht sie die Theorie des Experiments von Hans-Jörg Rheinberger oder die ANT eines Bruno Latour hinzuzieht.
Kap. 2 Studio als Experimentalsystem. Entstehung des Neuen, Eigendynamik, Netzwerk
Eichenberger lässt Schaeffer und Stockhausen ua. zu Wort kommen. Die Anfänge sind chaotisch, Unsicherheit, wohin die Experimente führen.
Mit Rheinberger gesprochen: «Die Wissenschaften bewegen sich nicht auf etwas hin, sondern von etwas weg.» Rheinberger, Hans-Jörg: „Experiment, Forschung, Kunst“, in: Jahreskonferenz der Dramaturgischen Gesellschaft, Oldenburg, 26.-29. April 2012, 2012, [29.11.2021], S. 4.
→ Begriffliche Unbestimmtheit
Davies, Hugh: Répertoire International des Musiques Electroacoustiques / International Electronic Music Catalog, Cambridge, MA: MIT Press 1968. Die Angaben im Katalog sind mit Vorsicht zu betrachten, da es sich um eine selektive Auswahl durch die damaligen Studioleiter oder Komponisten handelt, die möglicherweise aus unterschiedlichen Gründen bestimmte Produktionen nicht aufgeführt haben. Trotzdem bildet diese Sammlung eine wertvolle Ausgangslage für die Untersuchung. Der Katalog ist eine Fortsetzung, respektive eine Erweiterung des 1962 vom «Service de la Recherche» des französischen Rundfunks publizierten Katalogs der experimentellen Musik. Vgl. Service de la recherche de la Radiodiffusion-Telévision Francaise: Répertoire international des musiques expérimentales. Studios, oeuvres, équipements, bibliographie, Paris: Service de la recherche de la Radiodiffusion- Telévision Francaise 1962.
London prod. für Radio und TV
Kontinentaleuropa: selbständige Kompositionen
Hörspiel/radiophonen Prod. werden oftmals als strategisches Interesse vorgeschoben.
BBC anfängl. ausschliesslich für Radio und TV
Elektr. / autonome Musik später als Kontinentaleuropa
von den dortigen Entwicklungen gelernt
Die Studios stehen im Austausch, aber sie versuchen sich auch zu profilieren. Insbesondere die BBC baut bei ihrer Gründung auf den Erkenntnissen und Erfahrungen der kontinentalen Studios. In Bezug auf die musique concrète geht es um „die technischen Verfahren der Klangbearbeitung durch Veränderung des Abspielgeschwindigkeit und -richtung, Klangmontage mittels Schneidens und Zusammenfügens sowie Filterung“ (Eichenberger 2021:42). Aber nicht nur Schaeffer/GRM spielen eine Rolle, sondern auch auf die Hörspiel-Oper Nadja Etoilée von André Breton produziert vom französischen Hörspielproduzenten und Komponisten André Almuro, Musik: Maurice Jarre (Eichenberger 2021:42), und auf Cages Radio Music von 1956 und die Schallplatte Strange To Your Ears. The Fabulous World of Sound with Jim Fassett, des Leiters des CBS-Radio Jim Fassett aus dem Jahr 1953.
Bereits am 6. März 1957 schlug der Produzent Douglas Cleverdon, Assistant Head of Features (A.H.F.) die Vorführungen experimenteller Stücke vor. Anfragen gingen an die Studios in Köln, Mailand und Paris, es wird um Fotographien der Instr. gebeten
distributed creation: mit Bezug auf die ANT wird die aktive Rolle der am Schöpfungsprozess beteiligten Materialien und Technologien betont. Nach Farías/Wilkie 2016, S. 5.
Studio als Begegnungsort.
Zusammenarbeit und Wissenstransfer zwischen künstlerischen und technischen Berufen
Team der BBC
Malcolm Garrard Leiter (?) der Abteilung Central Programme Operations,
Daphne Oram: Studio-Managerin im Bereich Music
Timothy Eckersley: Permanent Library Organiser (Archiv)
Douglas Cleverdon: Produzenten des Feature Department
André Almuro: französischer Hörspielproduzent und Komponisten, der seit 1955 mit Cleverdon zusammenarbeitete (Eichenberger 2021:49)
BBC ist sehr breit aufgestellt, der eigentliche Aufgabe der von Garrards Abteilung ist die technische Infrastruktur und der Unterhalt der Studios, verbunden mit dem Auftrag mit den techn. Entwicklungen Schritt zu halten.
Eichenberger spricht von einem «dreipoligen Fundament von rundfunktechnischem Wissen, Erfahrung mit radiophonen Formen und musikalischem Hintergrund“ (Eichenberger 2021:53)
Das gilt auch für das Pariser Studio Groupe de Recherches de Musique Concrète (GRMC), das auf dem Schnittpunkt eines service technique und den émissions artistiques.
1948 gründet Tardieu das Centre d’Etudes Radiophoniques, während sich Schaeffer mit Fragen der Komposition elektroakustischer Musik zuwendet, ab 1949 in Zusammenarbeit mit Pierre Henry
Stimme als Modell!
„Beyer schlug vor, die von Meyer-Eppler vorgestellte, für die Stimme verwendete spektrale Modulation – das Umformen des Materials hinsichtlich Stimmlage und Klangfarbe – für musikalische Zwecke anzuwenden.“ (Eichenberger 2021:57)
Nach Ungeheuer, Elena: „Parallelen und Antiparallelen. Meyer-Eppler und die elektronische Musik“, in: Neue Musik Im Rheinland. Bericht von der Jahrestagung Köln 1992, hrsg. v. Heinz Bremer (=Beiträge zur Rheinischen Musikgeschichte 157), Berlin: Merseburger 1996, S. 73–85, S. 74.
Studio als Ort der Begegnung
GRMC bietet einen stage als Gelegenheit Komp. einzuladen an: zB. Stockhausen, der intuitive Ansatz der Klangmontage der GRMC entspricht ihm aber nicht, Wechsel nach Köln, die beiden Studios unterscheiden sich methodisch/ästhetisch erheblich.
„Stockhausen [wurde] bald klar, dass die intuitive Komposition mit den Aufnahmen natürlicher Klänge nicht seiner Idee einer kontrollierten Kompositionsmethode entsprach, die er später in der seriellen Musik anstrebte. Stockhausen stand bereits zu dieser Zeit in Kontakt mit Herbert Eimert, der gerade die Einrichtung des elektronischen Studios in Köln initiierte. Der Austausch mit dem Pariser Studio führte hier also zu einer Abgrenzung von dessen Arbeitsmethoden.“ (Eichenberger 2021:59)
Arbeitsteilungen, Studio-Mitarbeiter, Standardisierung, je länger je weniger legen die Komp. selber Hand an
Darmstadt als Ort des Austauschs
Konferenz in Paris der Groupe de Recherches de Musique Concrète
Première décade internationale de musique expérimentale
8. und 18. Juni 1953
Konzerte:
Hybridisierung der künstl. und tech. Berufe
Verknüpfung von technischem und künstl. Wissen
neue Tätigkeitsfelder
keine standardisierte Ausbildung
BBC sucht Studio Manager
Ab 1950ger Jahre gibt es versch. technische Universitäten und Hochschulen, die eine Ausbildung zum Tonmeister / Toningenieur anbieten
„In den elektronischen Studios der 1950er-Jahre entstand aus dem Bedarf an einer Verbindung von technischem Wissen mit künstlerischen Fähigkeiten, der hybride Beruf für die elektroakustische Klanggestaltung“ (Eichenberger 2021:76)
Autorenschaft in den elektroakustischen Künsten
– Einführung des Urheberrechts im 18Jah.
– geistiges Eigentum
– Konzept der Autorschaft
– versus Konzept der verteilten Erkenntnis (distributed cognition), respektive verteilten Schöpfung (distributed creation) → (Farías/Wilkie 2016, S. 11.)
BBC: es gibt keine Autorenrechte, nur Beraterhonorare. Wer Autorenrechte beansprucht musste eine Partitur vorlegen. Die Studiomanager galten nicht als Komponisten.
„Solange zu den radiophonen Beiträgen keine Partitur vorhanden war, wurde auch kein Autor aufgeführt. In den Ankündigungen der Radio Times während der ersten Jahre nach der Eröffnung des Studios, scheint es, als ob diese Produktionen gar keine Musik enthielten.“ (Eichenberger 2021:86). Das änderte sich ab 1964 und der Radiophonic Workshop erhielt für die Effects (Sounds) der TV-Serie Quatermass and the Pit die ersten Credits. Andererseits fand Delia Derbyshire als Realisatorin der Mellodieskizze von Ron Grainer für die Episode der TV-Serie Doctor Who keine Erwähnung.
In Köln sind die elektronischen Werke auf Tonband geschützt (Eichenberger 2021:83), den Technikern wird auch kein Bearbeitungsrecht zuerkannt.
Paris: Schaeffer anerkennt Mit-Urheberschaften zB. für seine Symphonie pour un homme seule (Eichenberger 2021:85).
Die Frage stellte sich, wie die gemeinsame Arbeit im Audio-Studio auch als «kollektive Kreativität» verstanden und honoriert werden kann (Eichenberger 2021:87). Die Autorschaft als „epistemisches Ding“ und die «distributed creation» verteilt sich auf menschliche und nicht-menschliche Akteure (Eichenberger 2021:88).
«Thus, the notion of distributed creation emphasizes creativity as a socio-material and collective process, in which no single actor holds all the cards.» zit. n. Farías, Ignacio/Hennion, Antoine: „For a Sociology of Maquettes. An Interview With Antoine Hennion“, in: Studio Studies. Operations, Topologies and Displacements, hrsg. v. Ignacio Farías u. Alex Wilkie, London: Routledge 2016, S. 73–88, S. 5.
Das Aufnahmen-Studio als Werkstatt
Die elektroakustische Klanggestaltung mit:
(Eichenberger 2021:89)
Die Geräte sind nicht passive Werkzeuge, sondern gestalten die Handlungsabläufe mit:
«If we are in this room and we have an idea, but ‹ah, nothing is there, we can’t try it’… no, no! You need the media, the computers, the paint: to have all that material and equipment gathered. This is the idea of the studio as a kind of reservoir […] a place where you have all the things that you usually need. And if something is missing, you see that it is missing, so you have to get it for the next time: okay, we’ll order this and this. This idea of gathering is important.» (Farías/Hennion 2016, S. 75.)
Die Beschaffung der Apparaturen waren mit Kosten verbunden. Die Studios haben unterschiedliche Resourcen.
Die spezielle Anordnung der Apparaturen in den elektronischen Studios entsprach nicht denen der Radiostudios, darum wurden eigene Räume beantragt.
Das Radiostudio in den 1940er Jahren
Im Sound-Studio braucht es zusätzlich Editiergeräte
Einteilung der Geräte in den Studios der 1950er
3 Kategorien von Geräte zur Erzeugung elektronischer Klänge und Geräusche:
Paris bleibt bei den Mikrophon-Aufnahmen und deren Weiterverarbeitung
Siehe Gayou 2007, S. 99f.: «Depuis son premier voyage d’études en Allemagne en 1936, Pierre Schaeffer suit les essais réalisés dans ce pays. En 1948 il est informé des travaux de Werner Meyer-Eppler à l’université de Bonn, pour produire des sons de synthèse à l’aide du Bode Melochord et du Trautonium. Schaeffer cherche lui aussi à inventer un instrument, ‹l’instrument de musique le plus général qui soit, [ … ] pour entrer en contact direct avec la matière sonore› et surtout ‹sans électrons interposés›. Mais contrairement aux Allemands qui cherchent dans la direction de la synthèse, Schaeffer conçoit ses recherches à partir d’un enregistrement direct de la matière, via le microphone. Schaeffer est conduit entre autres par ses convictions gurdjieviennes mais aussi par sa formation de base en physique».
Experimentelle Nutzung der Apparaturen
Vom designed objet user zum real user
L`objet sonore
Von der Aufnahme zu Bausteinen, zu «isoliertem» Tonmaterial
Verwendung fanden sowohl bestehende (bereits veröffentlichtes) Tonmaterial auf Schallplatten, Feld- und Studioaufnahmen
Es geht darum, die Klänge aus «ihrem semantischen Kontext zu lösen und Klangobjekte zu gewinnen» (Eichenberger 2021:101)
Schaeffers «cloche coupée»
Wird die für die Klanggestalt charakteristische Attaque weggeschnitten, entsteht eine Art mediales Audio-Ereignis. Für Schaeffer die Gestalt gewordene écoute réduite. Das klangliche Nachvollziehen der Ursache wird dadurch verunmöglicht, oder fehlgeleitet. Für Schaeffer klingt die Glocke nun wie eine Oboe. Der Klang ist «entstellt» einzig, weil der Einschwingvorgang fehlt. Das Tonband-Fragment hat eine technische Gestalt, entscheidend ist, dass der Anfang weggeschnitten wurde. Ein Bruch zum Ausgangsmaterial könnte nicht grösser sein.
Ohne Einschwingvorgang würde nie etwas hörbar werden: Stille.
Nur eine Aufnahme kann mitten im Klangprozess abgespielt werden. Es ist also zutiefst ein «sekundärer» (Benjamin?) Prozess, etwas Zweites, Nachträgliches, etwas das folgt, das das Erste, die Aufnahme, voraussetzt. Einzig im Kontext der musique concrète ist das überhaupt eine Diskussion, denn im Bereich der elektronischen Musik werden die Klänge synthetisch erzeugt und die Klanggestalten sind ein eigenes Arbeitsfeld.
Synthetische Klänge
Tongeneratoren: Sinus-, Rechteck-, Dreieck- und Sägezahnschwingungen, weisses oder farbiges Rauschen. Tonfrequenzgeneratoren produzieren ohne eine Verstärkung keine Klänge
elektronische Musikinstrumente
Schwebungssummer
Melochord
Vocoder
Trautonium (Scala)
Die Kontrolle über die Prod. der Klänge zu haben war wichtig, zB Stockhausen verzichtet darauf vorprogrammiertes Material (wie das Trautonium?) zu verwenden.
„A musical instrument is a system, closed system that permits a certain number of possible actions. With this I mean that whenever you think or you project your thought, your musical thought to an musical instrument you project your thought to the constraints of the as well as to the possibilities of the instrument.“ Zit. n. Teruggi, Daniel: Do We Need New Machines to Make New Music?, 12.1.2012, [29.11.2021/ nicht mehr zugänglich].
Radiophone Produktionen
Beachte: BBC Workshop verfügte nicht über ein spezialisiertes Studio
Techniken der elektroakustischen Klanggestaltung
(Eichenberger 2021:107)
Schnitttechniken:
Wiederholung (musique concrète, sillon fermé, Bandschleife)
Geschwindigkeitsänderung
Richtungsänderung
Synthetische Klänge
Zusammensetzung und Zerlegung der Klänge
«Das radiophonic poem: «Private Dreams and Public Nightmares» des Londoner Studios beginnt mit einer Wiederholung einer Floskel aus einem nach oben glissandierenden und einem zweiten abschliessenden Glockenklang. Dieser verleiht dem Stück eine charakteristische monotone Stimmung, die durch die ebenfalls monotone, die Worte «round and round» sprechende Stimme in die Atmosphäre einführt. Im gesamten Stück erscheint diese wiederholte Floskel immer wieder, wodurch eine Art Leitmotiv entsteht. Sehr ähnlich wurde eine Wiederholung auch die Produktion Morgenröte des Kölner Studios eingesetzt. Die Wiederholung von zwei gongartigen Klängen prägt die gesamte Produktion und trägt dadurch ebenfalls einen leitmotivischen Charakter. Dieser Klang bildet eine verbindende Grundlage für das weitere klangliche Geschehen in anderen Schichten.» (Eichenberger 2021:101)
„Ein kreativer Einsatz von Filtern ist in Private Dreams and Public Nightmares des BBC Studios zu beobachten. Für jede der Stimmen, die die drei Ichs der schlafenden Person – das dösende, das ängstliche und das rationale Ich – darstellen, wird eine unterschiedliche Filterung eingesetzt. Jedoch auch die Stimmen in sich werden je nach Zustand gefiltert. Die erste Stimme, das dösende Ich, fällt im Verlauf immer tiefer in den Schlaf. Diese wird durch einen Tiefpassfilter moduliert, sodass sie immer entfernter und verschwommener wahrzunehmen ist. Durch den kreativen Einsatz werden die Filter in den Studios – wie dieses Beispiel zeigte – dem ursprünglichen Zweck entgegengesetzt verwendet.“ (Eichenberger 2021:112)
Kontakte von Stockhausen
Stockhausen extremisierte die Technik der Geschwindigkeitsänderung. Die kleinsten Tonfragmente, eher Impulse als Töne, klebte er zu einer Tonbandschleife zs. Aus einem Band von etwa einer Stunde blieben nach einer 128fachen Beschleunigung etwa 16 Sekunden. So entstand ein Klang nach dem anderen: «Das war das Ergebnis eines Tages. So habe ich die meisten Klänge für KONTAKTE gemacht», berichtete Stockhausen (Eichenberger 2021:109)
Gesang der Jünglinge (1954)
ungefähr in der Mitte des Stück liess Stockhausen die leitmotivische Phrase «Preiset den Herrn» das einzige Mal rückwärts laufen (Eichenberger 2021:111)
→SCHREIBEN MIT STIMMEN: Die Sprache wird immer als Sprache erkannt, auch wenn kein Wort zu verstehen ist. (Eichenberger 2021:111)
Das Magnettonband als zentrale Einheit des Studios
Das Tonband kommt sehr vielfältig zu Anwendung
Das von den Deutschen entwickelte Tonband, war neu für die Alliierten.
Aufzeichnungskopf und Abspielkopf liegen nebeneinander und ermöglichen ein unmittelbares Abspielen des Aufgenommenen
Bandmaterial lässt sich gut schneiden und zusammenkleben (Eichenberger 2021:115)
Kölner Studio für elektronische Musik schliesst 2001
Die Toningenieure versuchen die Studioarbeit als tacit knowledge zu vermitteln
zB Übersetzschaltung mehrer Tonbandgeräte (Eichenberger 2021:117f)
Studio: Interaktion menschlicher und nicht-menschlicher Akteure in einem offenen System
Ausloten der technischen Grenzen der Geräte für Klangeffekte (Eichenberger 2021:119)
= inkorrekte Handhabung (zB für Halleffekte)
Klangmaterial kann in modularer Weise eingesetzt werden, zb. Material von Eppler, das sogar im Mailänder Studio wieder auftauchte (Eichenberger 2021:121)
Paris
1951 meldet Schaeffer drei in der Funktionsweise erweiterte Magnettonbänder beim Patentamt an. (Eichenberger 2021:123)
Grundtechniken der musique concrète: Schnitt, Geschwindigkeitsänderung, anfänglich noch mit Plattenspielern realisiert
Neben dem Tonband als zentrale Einheit wurden kamen aber auch eigens für die Klanggestaltung entwickelte Geräte zum Einsatz: morphophon und magnétophone à vitesse multiples, das später phonogène chromatique oder phonogène clavier (mit Tasten), oder phonogène à coulisse (kontiuierliche Geschwindigkeitsveränderung) genannt wird (Paris) (mehr siehe: Eichenberger 2021:125). Es geht um die Automatisierung von Abläufen, wie das 1954 entwickelte morphophon mit Tonbandschleifen (Eichenberger 2021:127). 1951 Magnétophon à bandes multiples (dreispurig, zur Montage, zur Synchronisierung der Klänge). Bis dahin ist alles monophone Geräte, die Geräte ermöglichten einer mehrkanaligen, räumlichen Wiedergabe, als Vorstufe des potentiomètre d’espace (pupitre d’espace), der «einen direkten Kontakt mit dem Publikum herzustellen und den Eindruck menschlicher Gegenwart während der Aufführung der Werke zu vermitteln» versuchte, so Poullin, (Poullin 1955:101).
Insgesamt patentierte Paris zwischen 1951-54 fünf neue Geräte drei davon zur Klanggestaltung und für zwei, nämlich für das phonogène und das pupitre d’espace steht das Instrumentalspiel Modell.
Weil, so Eichenberger, die musique concrète nicht ein rein auditives Ereignis gedacht sei:
„Die die Apparatur bedienende Person dirigiert sozusagen die aus den Lautsprechern kommenden Klänge. Der performative Charakter war genau das, was die neue akusmatische, rein auditive Kunst von der traditionellen instrumentalen und vokalen Musik differenzierte. Das Pariser Studio versuchte die neue elektroakustische Kunst durch die Simulation eines Interpreten dem Publikum näher zu bringen, da die Musik – und somit auch die musique concrète – im traditionellen Verständnis als ein performatives und nicht als rein auditives Ereignis betrachtet wurde.“ (Eichenberger 2021:128).
Mailand
panello die permutatione, 1955/56 durch den Ingenieur Alfredo Lietti (Eichenberger 2021:129f).
Klanglabore, Klang als Wissensordnungen, neue ästhetische Konzepte/Theorien
Komposition als Klangforschung und umgekehrt (Eichenberger 2021:134).
Die 1950er Jahren zeichnen sich deshalb auch durch ein grosses Interesse für die Grundlagenforschung zu theoretischen und ästhetischen Fragen aus, in Paris zusammen mit dem Physiker und Philosophen Abraham André Moles, in Köln mit dem theoretischen Kenntnissen des Physiker und Phonetiker Meyer-Eppler
Schaeffer publiziert 1952 À la recherche de la musique concrète, sein Tagebuch aus den Jahren 1948-1952 mit der Leitidee eine „Geräuschsymphonie“ zu komponieren (Eichenberger 2021:135). 5 Études de bruits, 1948: «Ainsi naissent les classiques de la musique concrète.» (Schaeffer 1952: 28)
«[…] j’ai renoncé à mon propos initial, à toute idée de ‹ Symphonie ›. Le titre d’ ‹Étude › conviendrait mieux à mes essais de composition, limités chacun à un domaine particulier.» (Schaeffer 1952: 23)
Für Eichenberger zeigt der Wunsch eine Symphonie zu komponieren, wie stark Sch. in den trad. Hierarchien der Musikwelt verhaftet blieb und die auch Modell für den Kompositionsprozess stand, zB mit der Frage nach dem Instrument der musique concrète, einem universellen Instrument, das sämtliche Klänge und Geräusche der Welt hervorbringen kann.
Der entscheidende Schritt ist die Abtrennung der Tonkabine vom Aufnahmestudio, in der die aufgenommen Klänge abgehört und zusammengeschnitten werden. Mit den Worten von Schaeffer: die gewöhnliche Musik (musique habituelle) ist abstrakt, da sie mittels einer symbolischen (abstrakten) Notation komponiert wird (musique abstraite), während die neue Musik (musique nouvelle) eine konkrete Musik ist, die über die Komposition von bereits vorliegenden Klängen entsteht (musique concrète). Das neue Klangmaterial wird aus den mit Mikrophon aufgezeichneten Klängen gewonnen, indem ua. die Einschwingvorgänge weggeschnitten werden und so eine wesentliche Klangcharakteristik wegfällt und der „Problematik der ‚Explizitheit‘ der Klänge“ (Eichenberger 2021:140) entgegentritt.
Stimmwissen
„Dieses Wissen, dass die Anschlagphase des Klangs einen deutlichen Einfluss auf die Klangfarbe hat und dass dagegen die Verlaufphase [sic] bei bestimmten Instrumenten sehr ähnlich ausfällt, hatte Carl Stumpf bereits 1910 bei den Versuchen mit mehreren Probanden gewonnen. 1926 fasste Stumpf diese Erkenntnisse im Anhang zu seinem Buch Die Sprachlaute unter dem Titel «Über Instrumentalklänge» zusammen“ (Eichenberger 2021:140). Vgl. Stumpf, Carl: Die Sprachlaute. Experimentell-phonetische Untersuchungen nebst einem Anhang über Instrumentalklänge, Berlin: Springer 1926, S. 370, 374f.
Schaeffer kam zu ähnlichen Erkenntnissen in der Beobachtung der dynamischen und klangfarblichen Entwicklung der Klanggestalten.
Im 4. Kapitel der recherche d’une musique concrète entwickelt er eine Esquisse d’un solfège concret in Zusammenarbeit mit dem Physiker und Philosophen Abraham André Moles, dessen Forschungen zu Frequenzen und der Nachhall. Sie erarbeiteten eine wissenschaftlich fundierte Klassifikation der Klänge vergleichbar der Klassifikation der Instrumente in Instrumentengattungen. Sie scheiterten(?) aber an der Unabgeschlossenheit/Komplexität der Parameter. Schaeffer/Moles schlagen drei Ebenen vor:
– plan dynamique für die Dauer im Verhältnis zur Amplitude
– plan hamonique/timbres für die Klangfarben
– plan mélodique oder tessitures für den melodischen Tonumfang
– für jede Phase Klangverlaufs: attaque, decay, sustain, relaese
– ins. 33 Kriterien für 54’000 Kombinationen
Problem: es handelt sich um eine semantische Beschreibung der Klänge (Eichenberger 2021:144), da eine mathematische Beschreibung für die Komposition ungeeignet erscheint. Die neuen „konkreten“ Instrumente wie das Phonogène haben viele dieser Fragestellungen vorweggenommen. In Paris führte die Theorie von der Praxis der Klangkomposition ausgehend in die Klangforschung.
Köln
Von Robert Beyer ausgehend (1928: Das Problem der kommenden Musik), über die Forschungen von Werner Meyer-Epplers, zur Entwicklung der wissenschaftlich unterfütterten seriellen Kompositionsverfahren. Kompositionsprozesse als Klangforschung.
Das Studio entsteht auf Initiative von Beyer und Meyer-Eppler (zu Meyer-Eppler siehe (Eichenberger 2021:148f)
An der Tonmeister Tagung in Detmold in1948 präsentiert Meyer-Eppler die amerikanische Methode der synthetischen Spracherzeugung, den Vocoder. Meyer-Eppler entwirft die theoretischen Grundlagen der kommenden „elektronische Musik“, bevor es eine praktische Möglichkeit gab diese zu erproben (vor der Gründung des Kölner Studios) (Eichenberger 2021:152)
Erste Experimente im kölner Studio (Eichenberger 2021:152f)
Auch Eimerts Entwurf einer Grundlage der elektronischen Musik (1954) operiert mit einer Klassifizierung der Klänge, aber anders als Paris beruht diese auf der Idee der Summierung von Sinustönen (Eichenberger 2021:154).
Stockhausens Studie I 1953: von dem Grundlagenwissen Eppler ausgehend, eine serielle Kompositionsweise (Gleichwertigkeit der Töne), „eine musikalische Ordnung, bis in die mikroakustischen Bereiche der Klangmaterie“ zit n. Stockhausen, Karlheinz: „Arbeitsbericht 53. Die Entstehung der Elektronischen Musik“, in: Aufsätze 1952-1962 zur Theorie des Komponierens. Texte zur elektronischen und instrumentalen Musik, hrsg. v. Dieter Schnebel (=Texte zur Musik / Karlheinz Stockhausen), Köln: DuMont, S.22.
Mehr zur Studie I von Stockhausen (Eichenberger 2021:156-159)
Ästhetische Konzepte der elektro-akustischen / elektronischen Musik
Zwei Felder der wissenschaftlichen Forschungen fliessen in die Entwicklung der elektro-akustischen Musik ein, einerseits Grundlagenforschungen zu Akustik, andererseits Phonetik.
Phonetik ist im Zusammenhang von Schreiben mit Stimmen besonders interessant → Meyer-Eppler
El. Musik und STIMMEN:
Wie verbindet Meyer-Eppler seine Forschungen am phonetischen Institut in Bonn(?) mit elektronischer Musik – siehe:
Il était une voix: histoire de la radio: [besucht: 9.12.24]: «la radio est un file invisible, qui abolie les distances et relie les humains entre eux»
Entretien avec Francois Bayle
DS : Est-ce que la délocalisation apporte une plus-value?
FB : Oui, tout repose sur la re-localisation, sur la capacité à localiser en exploitant l’imagination. On n’est pas seulement chez soi, on est aussi en contact avec un événement qui a lieu ailleurs. Ça s’appelait le théâtreophone. Des affiches étaient présentes, des bulletins circulaient, des rendez-vous étaient fixés, donc il y avait toute une manipulation sociale, puisque bien entendu pour que ça puisse avoir lieu, il y avait tout un contexte économique et cela devait coûter assez cher. C’était pour le `happy few`.
Klang als wissenschaftlicher Gegenstand und klangästhetisches Phänomen
Laut Eichenberger rückt Klang in zweierlei Hinsicht in den Fokus, als wissenschaftlich zu erforschendes Phänomen und als ästhetische Kategorie. In den elektronischen Studios standen die Konzepte und Begriffe des «mechanischen Zeitalters» den Errungenschaften der «Materialisierung des Klanges» gegenüber. Die Fixierung des Klanges ermöglichte dessen exakte Erforschung als physikalischen Phänomens. Andererseits ergaben sich durch Schnitt und Montage neue kompositorische Möglichkeiten in Richtung „auditiver Künste.“ (Eichenberger 2021:161)
Neue elektronische Instrumente wurden seit dem Beginn des 20.Jh. entwickelt und sie erweiterten das Klangfarbenspektrum des Orchesters. Noch begründeten sie keine neue Kunstform, denn, so Robert Beyer, sie schöpften das Leistungsvermögen der Maschine nicht aus (Beyer 1929: 359). Die eigentliche elektronische / elektro-akustische Musik führte weg von der „Imitation der traditionellen Instrumente“ hin zur Arbeit mit dem Tonband. Eine Arbeit, die den Klang aus den Restriktionen eines Notenbild herauslöst, und die sich auch nicht mehr in Form einer Partitur festhalten lässt und der aber auch nicht mehr durch „eine körpergebundene Tonerzeugung“ entsteht. (Beyer 1954: 37)
Schaeffer nennt diese Kompositionsmethode „konkret“, weil sie auf dem unmittelbaren, direkten Umgang mit dem Klangmaterial beruht, während er das Komponieren mittels Notenschrift als abstrakt bezeichnet. Während in der trad. Instrumentalmusik das Problem der Beschreibung der Klangmaterials durch die Bezeichnung der Instrumente und der Tonhöhen gelöst ist, entziehen sich die el.ak. Klänge der semantischen Einordnung, denn die Klangpalette ist unendlich gross. Ein einheitliches Vokabular gibt es bis heute noch nicht. Entsprechend vielfältig sind die Kompositionsverfahren. Einzige Gemeinsamkeit zwischen Köln und Paris: die Idee der Komposition ausgehend von Basiselementen. Physikalisch gesehen gibt es so oder so keine Unterschiede. Daraus ziehen Mailand und London den Schluss, dass es, unabhängig davon wie die akustischen Grundbausteine entstanden sind, um eine konzise ästhetische Gestaltung geht.
Die Kompositionsmethoden waren zu Beginn experimentell/intuitiv (Paris), bzw. der wissenschaftlichen Klangforschung entlehnt (Köln). Die Gerätschaft der Rundfunkstudios wurde zweckentfremdet, so wurden aus Messwerkzeugen Klanggeneratoren. Interpretation wird obsolet, an deren Stelle steht die Zusammenarbeit von Studiotech. und Komp., was Fragen nach der Autorschaft nach sich zieht.
Zwischen Radiophonie und Elektronik
Die Studios sind an den Rundfunkanstalten angegliedert und gehen aus den Wort- und Musikabteilungen hervor. Während Paris, Köln und Mailand eigenständige Studios und autonome musikalische Möglichkeiten der Kompositionen zum Ziel hatten, wählte BBC in Abgrenzung zu den kontinental europäischen Studios einen Weg zwischen radiophoner Kunst, die als Massenware abgestempelt war, als Musik für die Kulissen, als funktionale Kunst und elektroakustischer, als autonomer Musik (nach Eichenberger 2021:169f.) Der BBC Radiophonic Workshop produzierte viele experimentelle Features und Dramas, als genuinen radiophonen Formen, vielmehr als das Hörspiel, das sich mit Roman-Adaptationen beschäftigte. (nach Eichenberger 2021:175) Vergleichbar den Radio-Prod. von Brecht, Hans Flesch, Weill, Paul Deharme, Garbirel Germinet, Jean Tardieu zu vergleichen, die im französischen Rundfunk eigene Abteilungen beanspruchten.
Zum dt. Hörspiel als „totales Schallspiel“ und dem „Neuen Hörspiel“, Begriff von Klaus Schöning 1968 (vgl. Eichenberger 2021:175f)
Kontroverse zw. funktionaler und autonomer Musik
BBC Radiophonic Workshop
Die BBC Radiophonic Workshop ignorierte die sogenannte Manchester Avantgarde mit Alexander Goehr, Harrison Birtwistle, Peter Maxwell Davies, Richard Rodney Bennett and Cornelius Cardew – die den Austausch in Darmstädter Ferienkursen suchten. Die BBC geriet, so Eichenberger, in die kulturelle Isolation. (vgl. Eichenberger 2021:178f)
Dabei spielte die aus heutiger Sicht bizarre Kontroverse zwischen den Abteilungen Entertainment und Music eine entscheidende Rolle. (vgl. Eichenberger 2021:182f)
Diese spiegeln die Folgen des Umbruchs dadurch, dass die trad. grundsätzliche Verschiedenheit von Ton und Geräusch wegbricht und neu gewebeartige Klangschichtungen realisierbar werden, die durch Montage und Mischung entstehen, eine undefinierbare Klangwelt.
Edgard Varèse
Komponisten wie Varèse sehen sich mit der Frage konfontiert „is this music?“. Er spricht deshalb von „organized sound“. Er bezeichnte sich nicht als Musiker, sondern als «a worker in rhythms, frequencies, and intensities» Varèse, Edgard: „The Liberation of Sound“, in: Perspectives of New Music 5/1 (1966), hrsg. v. Wen-Chung Chou, S. 11–19, S. 18.
Köln
Hein Schütz trennte sich in Folge einer ähnlich gelagerten Kontroverse vom Kölner Studio und eröffnete sein eigenes Tontrickstudio, auch Robert Beyer verlässt das Studio.
Herbert Eimert: „Was ist elektronische Musik?“, in: Melos 20/1 (1953), S. 1–5.
„Daneben sind noch die Film- und Hörspielstudios zu erwähnen, die zwar keine musikalischen Absichten verfolgen, aber zuweilen sehr findig in der Herstellung Musiqueconcrète-ähnlicher Klangkulissen sind. Hörspiel und Film sind in der Tat ästhetisch, mehr noch soziologisch wichtige Schrittmacher für die widerstandslos in das Ohr eindringenden neuen Klangbilder. Wer allerdings glaubt, man sollte sie hierhin abschieben und allein dort belassen, wo sie als surrealistische Nebeneffekte abgefangen und paralysiert werden, der würde den gewaltigen immanenten Gestalttrieb solcher Klänge verkennen […].“ (zit. n. Eimert 1953: 3) (vgl. Eichenberger 2021:179f).
Paris
Interessanterweise fällt für Eimert auch die musique concrète unter die Herstellung von Klangkulissen, obwohl Schaeffer’s explizites Ziel die abstrakte auditive Dimension der Klänge zur Geltung zu bringen:
«[…] arracher le matériau sonore à tout contexte, dramatique ou musical, avant de vouloir lui donner une forme. Si j’y parvenais, il y aurait une musique concrète. Sinon, il n’y aurait que truquage et procédés de mise en onde.» (zit n. Schaeffer 1952: 46f)
Unter der interim Leitung der GRMC (Groupe de Recheches de Musique Concrète) von Pierre Henrys 1953 kam es zu zahlreichem interdisziplinärem Zusammenarbeiten mit Radio, Film und Theater. Mit der Rückkehr von Schaeffer priorisierte dieser die Klangforschung, Henry verliess das Studio und es kam zur Gründung der GRM (Groupe de Recherches Musicales) (vgl. Eichenberger 2021:181)
Mailand
Produktives Verhältnis von autonomer und angewandter Prod.. Die Hörspielstudie ritratta de citta, 1954, die ein Gleichgewicht zwischen Sprache und Klang suchte, bleib aber die Ausnahme und die Bereiche Hörspiel und Komposition gingen getrennte Wege. (vgl. Eichenberger 2021:181f)
Was ist Musik?
Ihre Klanggestalt, ihre maschinelle Produktionsweise und die Art und Weise wie die elektroakustische Musik aufgeführt wurde (Lautsprecher), veränderten die Vorstellungen von Musik.
So tauchen im Zusammenhang mit der elektroakustischen Musik (aber nicht nur – siehe Christoph Cox zu Sound Art) notorisch die Rufe nach einer Neu-Definition von Musik auf (siehe Varèse/Cage).
Der Soziologe Antoine Hennion (*1952) formuliert das Dilemma so: es existieren weder DIE Musik noch Die Gesellschaft, weil diese interdependent sind.
Hennion, Antoine: „Rewriting History from the Losers’ Point of View: French Grand Opera and Modernity“, in: Opera and society in Italy and France from Monteverdi to Bourdieu, hrsg. v. Victoria Johnson, Jane F. Fulcher, u. Thomas Ertman (=Cambridge studies in opera), New York, NY: Cambridge University Press 2007, S. 330–350, S. 330f.
John Cage schlug bereits 1937 vor, von Musik neu als von „organisation of sound“ zu sprechen.
Cage, John: „The Future of Music. Credo“, in: Silence. Lectures and Writings, Cambridge, MA: MIT Press 1967, S. 3–7, S.3.
Die Anfänge der elektroakustischen Studios fallen in diese Zeit, entsprechend gab es viele Skandale, so unter anderem die Aufführung von Schaeffers Orphée 53, 1953 an den Donaueschinger Musiktagen, aber auch Stockhausens Gesang der Jünglinge fiel bei der Uraufführung durch. Aber auch das dritte Programm der BBC Radiophonic Workshop machte negative Schlagzeilen.